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06.05.2020

Abwrackprämie 2.0: Starke Kritik an der neuen Autokaufprämie

Die Länderchefs der drei Autoländer von Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg machen sich für eine Abwrackprämie 2.0 stark. Die Reaktionen von Wirtschaft, Umweltverbänden und Politik auf die neue Autokaufprämie sind aber verhalten.

Mehr Kritik als Zuspruch an der Autokaufprämie

Die Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg sprechen sich für eine nochmalige Erhöhung des Umweltbonus aus. Unter anderem soll die Förderprämie für Elektroautos noch mal um 4.000 € auf insgesamt 10.000 € aufgestockt werden. Aber der Ruf nach staatlicher Förderung für den Autokauf stößt bisher auf Unverständnis.

"Das ist purer Lobbyismus, genauso wie die Forderung, nun Abstriche bei Umweltauflagen zu machen", so Monika Schnitzer, neues Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ("Wirtschaftsweise"), in einer Pressemeldung der Rheinischen Post.

Autokaufprämie ökonomisch nicht sinnvoll

Für Schnitzer sprechen eine Vielzahl an Gründen gegen eine Abwrackprämie 2.0. Zum einen würde die neue Prämie dafür benutzt, um auch ausländische Marken zu kaufen. Zum anderen werden Käufe durch diese Kaufanreize vorgezogen, die im kommenden Jahr fehlen werden.

Die gleiche Ansicht vertreten ebenfalls die Analysten der Deutschen Bank. Wie SPIEGEL Online schreibt, führe eine Prämie „zu Vorzieheffekten mit entsprechenden Rückgängen im nächsten Jahr". Heisst im Umkehrschluss, dass die meisten Kunden kein zusätzliches neues Fahrzeug kaufen sondern die Autokaufprämie bloß abgreifen.

Politik zeigt bisher wenig Begeisterung

Abgesehen von den drei jeweiligen Ministerpräsidenten erntet die Autoindustrie für Ihren Ruf nach staatlicher Hilfe bisher keinen positiven Zuruf. Vor allem die Aussagen von VW-Vorstandschef Herbert Diess, Forderung nach finanzieller Unterstützung und Kürzung der Boni und Dividende als letztes Mittel einzusetzen, kam insbesondere bei Kanzlerin Merkel überhaupt nicht gut an.

Deshalb steht dieses Thema auf dem Autogipfel am 06. Mai 2020 auch nicht auf der Tagesordnung. Zu viele grundsätzliche Fragen sind noch offen. Wie SPIEGEL Online vermeldet, muss eine Prämie, wenn diese überhaupt kommt, eine klare klimapolitische Komponente enthalten.

Umweltverbände kritisieren Autokaufprämie

"Man sollte keine Steuergelder in Benzin- und Dieselfahrzeugen versenken", sagt Wasilis von Rauch, Chef des Bundesverbands Zukunft Fahrrad (BVZF), in SPIEGEL Online "denn dadurch behindert man den Umstieg auf die Mobilität der Zukunft." Statt eines klaren Signals für mehr E-Mobilität würden stattdessen falsche Kaufanreize für Verbrenner gesetzt.

Mit dem Ruf nach einer Autokaufprämie erwachte scheinbar ebenfalls die „Fridays for Future“-Bewegung quasi aus dem Corona-Schlaf. Bereits am Tag vor dem Autogipfel am 06. Mai telefonieren die drei Autochefs von VW, Daimler und BMW mit der Bundeskanzlerin. Dann werden die Klimaschützer ebenfalls Präsenz zeigen. „Nicht zu Hunderten oder Tausenden, sondern zu Dutzenden", so Carla Reemtsma, eine ihrer Frontfrauen, in SPIEGEL Online. Natürlich unter Einhaltung der Hygienevorschriften.